70 Jahre Recruiting-Vereinbarung mit Italien: Heimweh in der neuen Heimat

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Ein Versammlungsraum mit einer Gruppe von Menschen, die auf Stühlen sitzen, zwei Flaggen anderer Länder, ein orangefarbter Schreibtisch mit Wasserflaschen und einem Mikrofon.

70 Jahre Recruiting-Vereinbarung mit Italien: Heimweh in der neuen Heimat

70 Jahre Anwerbeabkommen mit Italien: Heimweh in der neuen Heimat

Teaser: Vor 70 Jahren unterzeichnete Deutschland das Anwerbeabkommen mit Italien – und die ersten, damals sogenannten „Gastarbeiter“ trafen ein.

Artikeltext: Vor siebenzig Jahren schlossen Deutschland und Italien ein wegweisendes Arbeitsabkommen, das beide Länder nachhaltig veränderte. Am 20. Dezember 1955 trafen die ersten „Gastarbeiter“ aus Italien ein, in der Hoffnung, Geld zu verdienen, bevor sie in ihre Heimat zurückkehrten. Ihre Ankunft markierte den Beginn eines tiefgreifenden Wandels in der deutschen Gesellschaft und Migrationspolitik.

Das Abkommen entstand zu einer Zeit, in der Deutschland unter einem massiven Arbeitskräftemangel litt, während Italien mit hoher Arbeitslosigkeit kämpfte. Es war Deutschlands erstes dieser Art und diente später als Vorbild für die Anwerbung von Arbeitskräften aus anderen Nationen. Anfangs sahen die meisten italienischen Arbeiter ihren Aufenthalt als vorübergehend an – sie wollten sparen und zu ihren Familien zurückkehren.

In den ersten Jahren stand Integration kaum im Fokus. Deutschkurse waren selten, viele Arbeiter blieben isoliert. Wohnraum war knapp, einige lebten in einfachen Baracken oder überfüllten Gemeinschaftsunterkünften. Santo Gennaro, einer der ersten Ankömmlinge, erinnerte sich später, wie die anfängliche Begeisterung der harten Alltagsrealität wich. Über die Jahrzehnte hinweg verwurzelte sich die italienische Kultur in Deutschland. Essen, Traditionen und Gemeinschaften blühten auf und prägten Teile der deutschen Gesellschaft. 2024 lebten rund 650.000 Menschen italienischer Abstammung im Land. Die meisten führen ihre Wurzeln direkt nach Italien zurück, kleinere Gruppen stammen aus der Schweiz, Österreich oder sogar Argentinien – ein Spiegel von Italiens eigener Auswanderungsgeschichte.

Das Abkommen von 1955 setzte Maßstäbe für Deutschlands künftige Arbeitsmarktpolitik. Es brachte nachhaltigen kulturellen Austausch und veränderte die demografische Zusammensetzung des Landes. Noch heute ist das Erbe dieser ersten Arbeitsmigranten in den Gemeinden Deutschlands spürbar.